Gottes Revision – Ägyptomanie … Die Pyramiden
Eine Sammlung von Aussagen des Herrn
Vorwort
Jakob Lorber, der “Schreiber” Gottes, zeichnete nach des Herrn Diktat einige Erläuterungen bezüglich der altägyptischen Kultur auf. Es sind Nebenschauplätze in der Lehrtätigkeit Jesu, doch Unkenntnis und Aberglauben – welche es auszumerzen galt – waren bereits in jener Zeit weit verbreitet; immerhin trennten schon damals die Zeit von Shivinz, dem siebten Hirtenkönig Altägyptens bis Jesus über 3 Jahrtausende…
Raphael sagt: “Ägypten war also von Gott aus zu einer Vorschule bestimmt, und die Bewohner dieses ältest bewohnten Landes der Erde waren schon vor ururalters mit vieler Weisheit begabt…” (GEJ04,204-Vers 5)
Überlieferte Worte und deren
ursprüngliche Bedeutung:
Sphinx:
Shivinz, siebenter Hirtenkönig der Urägypter
= “der Lebhafte, der Unternehmende”,
irrig ,Sphinx‘ (GEJ04-202)
Pyramide:
Pira mi dai = “Gib mir Weisheit!” (GEJ05,72)
Abu Simbel:
Ja bu, sim, bil
das heisst: ,Ich war, bin und werde sein‘
(GEJ04-193)
Memnonsäulen oder -kolosse:
Me Maine Oni
(schlechte Überlieferung Memnon)
= “Die Namenlosen” (GEJ04-202)
Obelisken:
Ou belo iska, “Der Reine sucht das Erhabene, Schöne, Reine”
(,Belo‘ = ,weiss‘; auch das Erhabene, Reine und Schöne)
(GEJ04,206)
Pharao(n):
Varion = fremder Hüter (GEJ04-207)
Katakomben:
Kai-tu comba = “verborgenes Gemach”
(GEJ04-203)
Sarkophag:
Sarko = “glühend”,
vaga (vascha) = ein “Schwerdeckel”
(GEJ04-203)
Mumie:
Mum, Muma, Mumie = Erdharz, Erdbalsam
(GEJ04-203)
Zodiacus:
Sa diazc = “für die Arbeiter” (GEJ04-204,16),
auch Za diaia kos = “Einteilung der Arbeit” (GEJ03-107,2)
Kairo – Kahiro = “Horn des Kahi” (GEJ04-204,4)
Theben – Thebai, auch Thebsai = “Narren-Haus” (GEJ04-204,4)
Diathira – Dia daira = “Ort des Frondienstes” (GEJ04-204,4)
Elephantine – El ei fanti = “die Nachkommen der Kinder Gottes” (GEJ04-204,4)
Hierogplyphen:
“Schrift der Gottesworte” (Wikipedia)
Die Grundidee der Pyramidenform entstammt dem Muster der “Gehirn-Zellen”
GEJ05,72
72,3. Der Herr: “Dass unter dem Buchstaben ‘A’ aber solches zu verstehen ist, bezeiget die Form der alten ägyptischen Pyramiden, die eine grossmassstäbige Nachbildung der Gehirnpyramiden sind, und deren Bestimmung es war, den Menschen zu Weisheitsschulhäusern zu dienen, wovon noch heutzutage ihr Name und ihre innere Einrichtung Zeugenschaft geben. Denn Pira mi dai heisst doch offenbar: ,Gib mir Weisheit!‘ Und die innere Einrichtung war auch also bestellt, dass der Mensch, darin von der Aussenwelt ganz abgeschlossen, in sein Inneres hat zu schauen anfangen müssen und finden sein innerstes Lebenslicht. Darum war es in den weiten inneren Gängen einer solchen Pyramide stets kohlpech- und rabenfinster, und es ward nicht eher helle, als bis der Mensch mit seinem innern Lebenslichte alles zu beleuchten anfing.”
GEJ04,232
232,12. Cyrenius kann sich vor lauter Staunen gar nicht erholen und sagt endlich: „Ah, nun geht mir ein Licht auf! Die Urägypter, die zuerst ihre Schulhäuser in der Gestalt der Pyramiden erbaut haben, waren sicher noch urvollkommene Seelenmenschen, also von innen voll Lichtes, und konnten beschauen ihres Leibes organischen Bau! Denen werden diese Pyramidalformen, als für das Erkennen des Menschen die wichtigsten, sicher auch beschaulich gewesen sein, und sie haben hernach denn auch diese Form bei der Erbauung ihrer grossartigsten Schulhäuser gewählt. Ja, sie werden auch den Bau einer jeden einzelnen Gehirntafelpyramide möglichst genau durchschaut und durchmustert und dann einer jeden Pyramide auch innerlich eine solche Einrichtung im grössten Massstabe gegeben haben, als wie organisch eingerichtet sie eine Gehirntafelpyramide gefunden haben!
232,13. Darum hat so eine Pyramide innerlich eine solche Menge von allerlei Gängen und Gemächern, bei und mit denen sich ein nun auch schon allervernünftigster Mensch unmöglich mehr auskennen kann, wofür das eine oder das andere gut war! – Herr, habe ich nun wohl so ganz recht geurteilt?!”
232,14. Sage Ich: “Ganz vollkommen recht und richtig; denn also war es, und die Ägypter haben denn auch die Flächen der Pyramiden besonders von innen mit allerlei Zeichen und Schriften und Bildern bemalt, die entsprechend alles mögliche anzeigten, was ein Mensch auf dieser Erde in seinem Fleische durchzumachen und zu erkämpfen hat, wie er sich selbst zu erkennen hat, und wie die wahre Liebe der Mittelpunkt alles Lebens ist.”
Haltbarkeit: Jahrtausende
GEJ4-102
102,7. Hätten die alten Pharaonen nicht lange genug nachgedacht, solche Gebäude als Bewahranstalten für ihre Geheimkünste und Wissenschaften zu erbauen, die der Zahn der Zeit Jahrtausende hindurch nicht zerstören solle, so ständen diese Pyramiden nimmer als Denkmäler der Urbaukunst; aber weil die Erbauer zuvor ihre einmal gefasste und in eine volle Form übergegangene Idee jahrelang genährt und auf diese Weise zu einer Reife gebracht haben, so ist es denn auch begreiflich, warum ihre in die Materie übersetzte Idee noch heute den Wanderer mit Staunen erfüllt.
Die 7 Perlen vom Nil – Raphael lehrt über Ägyptens Urgeschichte
GEJ4-202
202,8. Auf der Oberfläche dieser Wunderperle waren Hieroglyphen und andere Zeichen eingraviert. Unter andern war auch eine ganz gute Zeichnung des Tempels von Ja bu sim bil im Baumomente, und zwar in jenem ersichtlich, wo die vier riesenhaften Figuren nach einer hundertsiebzigjährigen Arbeit voll Schweiss und mancher Aufopferung beendet worden waren und man noch an den Simsungen lebhaft arbeitete und durch die Skulptierung riesige Schriften und sonstige Zeichen in die platten, grossen Flächen eingravierte und zugleich aber auch das Tor in der Mitte der je zwei Riesenfiguren aufzureissen begann. Wer sich diese Zeichen und Schriften, die ganz deutlich zu sehen waren, entziffern konnte, der hatte den Ursprung dieses Tempels vor sich und den Grund, warum er von den damaligen Ägyptern errichtet worden ist, und zwar knapp am Nilstrome.
202,13. Hier nahm der Engel die zweite Perle und befreite sie auf die frühere Art und Weise von ihrer Kruste. Auch sie war voller Zeichen und Schriften. Auf einer der glattesten Flächen war der kleine Tempel von Ja bu sim bil ganz gut eingraviert und daneben ein Kopf, ähnlich dem der grossen Sphinx. Und der Engel ward abermals bestürmt, all diese Zeichen und Schriften zu erklären.
202,14. Und er (der Engel) sagte: „Freunde, ohne die volle Erwecktheit des Geistes in der Seele vermag das von den jetzt lebenden Menschen wohl niemand zu entwirren, was alles das besagt, was da auf dieser Perle geschrieben und gezeichnet ist!
202,15. Obwohl diese Perle so alt ist wie die erste und grösste, so ist sie aber dennoch um hundert Jahre später also beschrieben und bezeichnet worden, und zwar um die Zeit der Beendigung des kleinen Felsentempels, in der aber das Innere des grossen Tempels noch nicht völlig beendet war. Darum ist hier auch der kleine Tempel schon als völlig beendet dargestellt.
202,16. Der Kopf stellt den des damalig schon siebenten Hirtenkönigs dar, der sich den Namen Shivinz (irrig ,Sphinx‘) der Lebhafte, der Unternehmende, gab. Er hatte ein Alter von nahe dreihundert Jahren erreicht, und man hatte seinen Kopf höchst kolossal aus einem grossen Granitfelsen gemeisselt, der noch heutzutage, ziemlich gut erhalten, zu sehen ist.
202,17. Dieser Shivinz hatte grosse Verbesserungen in den Schulen, wie auch in der Viehzucht und Landeskultur eingeführt und genoss von seinem Volke aber auch eine nahezu göttliche Verehrung. Die Zeichen und Schriften besagen aber eben das viele Gute, was er mit seinem höchst regen Geiste alles für Verbesserungen in diesem Lande eingeführt hatte.
202,18. Er hatte den grossen Tempel nicht zu meisseln begonnen, denn das haben zwei seiner dem unsichtbaren Geiste Gottes sehr ergebene Vorfahren getan; aus grosser Achtung aber liess er sie unweit vom grossen Tempel auf einer schönen Ebene in sitzender Stellung aus Stein in einer höchst kolossalen Grösse meisseln und zum ewigen Gedenken nahe am Nile aufstellen. Und da die beiden keinen Namen hatten und auch aus purer Bescheidenheit irgendeinen Namen nicht führen wollten, so benannte er sie und gab ihnen den Namen ,Die Namenlosen‘ (ME MAINE ONI, schlecht in der späteren Zeit ,Memnon‘), welche beide Bildsäulen auch noch bis an den heutigen Tag recht gut erhalten zu sehen sind.“
202,19. Sagt der Anführer: „Ja, ja, das haben wir alles gesehen und hoch bewundert! Aber wie alt mögen nun diese ausserordentlichen Sachen wohl sein?“
202,20. Sagte der Engel: „Nahe an dreitausend Jahre, und die nächstkommenden dreitausend Jahre werden ihre Spuren nicht ganz verwischen! – Wartet nun aber ein wenig, wir werden nun die dritte Perle enthüllen; an deren Oberfläche werdet ihr nebst den zwei Vorfahren des Shivinz schon als Statuen noch eine ganz andere grosse Denkwürdigkeit graviert ersehen, die euch sehr nachdenken machen wird!“
Kapitel 203 – Das Geheimnis der dritten Perle: Die sieben Riesen und die Sarkophage
203,1. Hier nahm Raphael die dritte Perle in die Hand und befreite sie von ihrer Kruste.
203,2. Als sie nun nackt da war, machte Raphael die vor Wissbegierde ordentlich Brennenden sogleich auf die ganz gut gravierten Memnonstatuen aufmerksam und sagte: „Sehet, da sind sie schon, die beiden Namenlosen! Aber da oberhalb erschauet ihr, als vor den Namenlosen, sieben riesige Figuren in bekleideter Menschengestalt, und um sie her erschauet ihr eine Menge ganz kleiner Menschenfigürlein! Was hat denn der weise Shivinz, der die Perlen alle eigenhändig gezeichnet hat, damit andeuten wollen?
203,3. Hört! Es ist in derselben Zeit, etwa hundertsieben Jahre vor dem ersten der zwei namenlosen Vorfahren, ein sehr grosser Erdball im tiefen Schöpfungsraume durch die Zulassung des Herrn in viele Stücke zerstört worden. Gar viele und gar riesenhaft grosse Menschen bewohnten ihn.
203,4. Bei der plötzlichen, von niemand vorgesehenen Zerstörung, obwohl sie jenen Menschen zu öfteren Malen angekündigt ward, kam es, dass sieben von den erwähnten Erdballsmenschen in Oberägypten auf mehreren offenen Plätzen des grossen Landes niederfielen und durch ihren schweren Fall eine sehr starke Erderschütterung verursachten.
203,5. Dieser Menschenregen dauerte über zehn Tage lang, das heisst vom Erstgefallenen bis zum Letzten. Die Bewohner des Landes haben dabei viel Angst und grossen Schrecken zu bestehen gehabt; denn sie fürchteten sich besonders in der Nacht, dass ein solcher Riese über sie fallen und sie allesamt gar übel erdrücken werde. Darum starrten sie beklommensten Herzens stets den Himmel an, ob nicht wieder irgendein solcher ungeladener Gast ihnen aus den Wolken einen höchst unwillkommenen Besuch abstatten möchte.
203,6. Gut bei zehn Jahre lang wurden bleibende Wachen aufgestellt, um zu sehen, ob nicht wieder so ein ganz entsetzlicher Reisender aus der Luft ankäme; aber da davon nach den zehn Tagen keine Spur mehr zu entdecken war, so wurden die Gemüter der Menschen nach und nach wieder ruhiger, und sie wagten sich sogar zu den grossen, ganz vertrockneten Riesenleichnamen, die bis zu ein viertel Tagereisen weit voneinander zerstreut herumlagen.
203,7. Die Weisen unter jenen Urmenschen Ägyptens meinten wohl, dass es die etwa vom Geiste Gottes bestraften Riesen eines grossen, weit entlegenen Landes seien und gegen Gott gefrevelt haben dürften, und Gott habe sie dann in Seinem gerechten Zorne von der Erde durch Seine mächtigen Geister aufheben und hierher schmeissen lassen, um den Ägyptern zu zeigen, dass Er auch der mächtigsten Riesen nicht schone, so sie wider Seinen Willen handelten. Kurz und gut, man fing endlich gar an, diese toten Riesen stückweise zu verbrennen, und in fünfzig Jahren war von diesen toten Riesengästen keine Spur irgend mehr zu entdecken.
203,8. Was die Ägypter aber sich von diesen riesigsten Menschengestalten dennoch merkten, war das, dass sie aus den ihnen gar sehr im Gedächtnisse gebliebenen Riesen in einen kolossalen Sinn für alles übergingen, wovon ihre ersten Skulpturen mehr als einen handgreiflichen Beweis liefern.
203,9. Im Tempel zu Ja bu sim bil wurden in jeder der drei Abteilungen sieben Riesen als gewisserart Träger der Decke abgebildet, das heisst in Stein gehauen, und zwar in jener Tracht, in der die grossen Reisenden aus der Luft angekommen sind; und die Ägypter, die vormals nahe ganz nackt herumwandelten, haben angefangen, sich auch in solcher Art zu kleiden, – aus welchem Grunde man denn auch bis auf den heutigen Tag alle die alten Überreste also bekleidet erschaut. Ihre Mumien und Sarkophage sind voll von derartigen Verzierungen.“
203,10. Fragt der Anführer, was denn die alten Ägypter so ganz eigentlich unter den Sarkophagen verstanden und warum sie die grossen und auch kleineren sehr massiven Särge also benannt haben.
203,11. Sagt Raphael: „Das sollet ihr sogleich und ganz gründlich vernehmen! Ihr wisst, dass es mit dem Begraben der Leichname in diesem Lande zum grössten Teile seine sehr geweisten Wege hat, da in dem trocknen Boden ein Leichnam schwerlich in eine Verwesung übergeht und die Fäulnis ihn nicht zerstören kann. In der feuchteren Nilnähe wollte man die Toten aus dem sehr weisen Grunde auch nicht begraben, um des Stromes Wasser nicht zu verunreinigen. Die Leichname also liegenlassen oder sie gar den Wildtieren zum Frasse vorwerfen, dazu waren besonders die alten Ägypter zu viel Mensch und achteten auch die Leichname der verstorbenen Brüder zu hoch, als dass sie ihnen eine solche Unehre hätten antun können. Was war denn aber sonst zu machen?
203,12. Seht, sie kamen auf einen sehr gescheiten Einfall! Sie meisselten aus Stein zum Teil sehr grosse und später aber auch ganz kleine Särge, in welchen höchstens ein, zwei bis drei Leichname ganz bequem Raum hatten. Ein jeder Sarg ward mit einem verhältnismässig grossen und schweren Deckel versehen. Wenn dann in einen solchen Sarg ein oder mehrere Leichen hineingelegt wurden, nachdem sie zuvor mit Mum (Muma, auch Mumie, = Erdharz, Erdbalsam) gut eingesalbt wurden, so ward dann der Deckel ganz glühheiss gemacht und der Sarg mit dem glühheissen Deckel sozusagen für ewige Zeiten zugedeckt. Dadurch wurden die Leichname im Sarge ganz vertrocknet und bei sehr erhitzten grossen Deckeln manchmal auch ganz verkohlt oder gar bis zu Asche verbrannt.
203,13. Es gab in den grösseren Orten und Gemeinden aber auch allgemeine Särge, die alle sieben Jahre wieder zum Teil aufgedeckt wurden. Diese wurden dann wieder mit Leichnamen nach und nach gefüllt und ganz zugedeckt, worauf dann über dem Deckel ein tüchtiges Feuer angemacht ward, wodurch die Leichname im grossen Sarge natürlich zu Asche wurden. War ein solcher Sarg voll Asche, so ward er dann nicht mehr eröffnet, sondern blieb zum Gedächtnisse an die Vergänglichkeit alles Irdischen als ein verehrliches Monument stehen.
203,14. Mit der Zeit baute man Gewölbe und Pyramiden darüber, darum man noch heutzutage in der Gegend der Pyramiden eine Menge solcher Särge in manchmal sehr engen und manchmal in weiteren Gewölben (Kai-tu comba, das heisst verborgenes Gemach) findet. Diese nun euch klar beschriebenen Särge hat man denn darum Sarkophage genannt, weil nach der Urzunge der Ägypter Sarko ,glühend‘ und vaga (Vascha) ein ,Schwerdeckel‘ heisst.
203,15. Da hast du nun deine Sarkophage; aber nun schreiten wir zur Enthüllung der vierten Perle und wollen sehen, was uns diese alles enthüllen wird!“
Kapitel 204 – Raphael erklärt die Sternbilder auf der vierten Perle
204,1. Der Engel nimmt sie ganz behutsam in die Hand und entkrustet sie.
204,2. Hier fragt der Anführer den Engel und sagt: „O Wunderjunge, du dienstbarer Finger des Allerhöchsten, sei nicht ungehalten, so ich dich mit einer Zwischenfrage belästige! Siehe, mich drückt bei deiner sonstigen Wundermacht der Hammer! Ist er dir abolut notwendig, oder bedienest du dich dessen bloss nur, um dich uns in einer grösseren Natürlichkeit zu zeigen, auf dass wir dir etwa furchtloser und ruhiger zusehen und zuhören mögen!“
204,3. Sagt der Engel: „Keines von beiden, – sondern das tue ich bloss darum nur, um euch zu zeigen, wie ihr bei ähnlichen Vorkommnissen mit solchen Steinen zu verfahren haben sollet, um sie zu enthüllen, so ihr irgend wieder welche vorfinden dürftet! Denn besonders in Ober- und Mittelägypten finden sich eine grosse Menge solcher inkrustierter Steine vor, und zwar in die Wüsten hin höchst verstreut; freilich werden solcher Perlen wenige mehr darunter sein. Aber auch die andern Steine sind mit allerlei Zeichen, Schriften und Abbildungen versehen; denn die alten Ägypter hatten noch lange kein Papier zum Schreiben. Darum wurden Steinflächen benutzt, um gar anfangs mit beinernen und später mit ehernen Griffeln allerlei zum Gedächtnisse hineinzugraben.
204,4. Die urersten Aufzeichnungen haben freilich wohl wenig anderes aufzuweisen als die ganz einfachen Begebenheiten ihrer Herden; aber die späteren enthalten dann schon, so wie diese Perlen, grosse und bedeutungsvolle Begebenheiten, nicht nur für dieses grosse Land und Volk, sondern gleich für die ganze Erde. Denn der Herr wollte es, dass dieses Land eine ganz tüchtige Vorschule für Seine Darniederkunft sei, darum Er denn auch Sein innigst erwähltes Volk, die Hebraemiten in eine lange anhaltende Schule nach Ägypten gesandt hat. Und Moses, der grosse Prophet des Herrn, hatte im Horn des Kahi (Kahiro), in Theben (Thebai, auch Thebsai, = Narren-Haus, später freilich eine grosse, volkreiche Stadt), in Kar nag zu Korak und in den ältesten Städten Memphis, Diathira (Dia daira = Ort des Frondienstes) und zu Elephantine (El ei fanti = die Nachkommen der Kinder Gottes) seine Schulen durchgemacht und ward vom Geiste Gottes zu einer höchsten Weihe erst in einem Alter von siebenundfünfzig Jahren zum Madan über den Sues, als flüchtig vor einem grausamen Varion (Pharao), geführt, von wo aus ihr seine spätere Geschichte in der Schrift lesen könnet.
204,5. Kurz, Ägypten war also von Gott aus zu einer Vorschule bestimmt, und die Bewohner dieses ältest bewohnten Landes der Erde waren schon vor ururalters mit vieler Weisheit begabt und trieben auch Handel und Wandel mit nahezu allen besseren Völkern der Erde. Ihr werdet es nun auch begreifen, wie und warum eben in diesem Lande alles, was da vorgefunden wird, eine oft sehr tiefgreifende Bedeutung hat.
204,6. Und nun zu unserer enthüllten vierten Perle!
204,7. Da erschauen wir mehrere Abgebilde von Jägern mit Köcher, Bogen und Pfeil und eine grosse Herde, die von Löwen umgeben ist. Dies bedeutet einen grossen Kampf der Ägypter mit den Löwen, die zu Zeiten in grosser Anzahl die fetten Herden Ägyptens heimsuchten.
204,8. Und seht, mehr rechts von dieser Szene ersehet ihr die Triften schon mit Mauern umfangen, und auf ihnen liegen Stierköpfe, mit den Hörnern bald auf-, bald ab- und bald seitwärts gewendet, was alles darauf hindeutet, dass die Herden vor den gewaltigen Einfriedungen der grossen Weidetriften stets in grosser Gefahr ganz wehrlos sich befunden haben. In den Ecken der Mauern ersehet ihr auch einen grossen Hund, wie zum Kampfe bereit, bald stehen, bald liegen; sein Name, den diesem wachsamen Tiere die alten Ägypter gaben, heisst Pas, auch Pastshier (Hüter der Weide).
204,9. Hier, noch weiter rechts, ersehet ihr wieder den Hirtenkönig Shivinz (Sphinx), an seiner Seite einen riesenhaft grossen Hund, und vor dem Hunde mehrere Stücke von dem Löwen. Noch mehr rechts aber, mehr in der Höhe, ersehen wir denselben Hund, unter ihm das Bild der Sonne und des Mondes. Was besagt das?
204,10. Hört! Unser Shivinz hatte als ein König der Hirten im Ernste einen der grössten Hunde, vor dem kein Löwe und kein Panther seines Lebens sicher war. Dieser Hund hütete lange Zeit die Herden des Shivinz. Als aber mit der Weile der Hund durch sein Alter umstand (verendete), bestimmte Shivinz, aus Achtung und zum Andenken, sich dieses Tier mit einem Sternenbilde am südlichen Himmel allzeit zu versinnbildlichen. Er benannte das Sternbild mit dem bestimmenden Namen des grossen Hundes, der jahrelang des Königs Herde treu gehütet hatte. Dass der König seinen Hund unter die Sterne versetzte, ist daraus ersichtlich, dass unter des Hundes Bauche Sonne und Mond ersichtlich werden. Alles, wo unterhalb Sonne und Mond ersichtlich stehen, befindet sich unter den Sternen sinnbildlich zum Andenken an etwas von grosser und gewichtiger Bedeutung.
204,11. Ein sehr grosser und wachsamer Hund ist heutzutage – besonders hierzulande, wo es nahezu gar keine reissenden Tiere gibt – wohl nicht von irgendeiner besonderen Bedeutung; aber im alten Ägypten, wo es ganze Herden von reissenden Bestien gab und teilweise noch gibt, war ein grosser, starker und mutiger Hund ein überaus grosses Bedürfnis. Denn fürs erste war ein solcher Hund der treueste Hüter der Herden. Seine Erhaltung war eine ganz leichte, weil diese grosse Hunderasse sich gewöhnlich von den unzählbar vielen Erdmäusen, an denen dies Land noch nie einen Mangel gehabt hatte, nährte; auch frassen sie die grossen Heuschrecken in einem Tage zu Tausenden. Nur einmal des Tages bekamen sie etwas Milch, und das machte, dass sie der Herde getreu blieben.
204,12. Nebst den grossen Hunden aber waren bei den alten Ägyptern auch eine Art kleinerer Hunde gut gelitten; ihr Name war Mal pas (kleiner Hund). Das waren die Lärmmacher; Poroshit heisst nach der alten Zunge ,Zeichen-‘ oder ,Lärmmacher‘. Wenn etwas Fremdes sich einem Hause oder einer Herde nahte, so fingen die kleinen Hunde schon an zu bellen; das machte die grossen aufmerksam, und diese fingen dann mit ihrem gewaltigen Gebelle an, die Gegend für die wilden Bestien mit Respekt zu erfüllen, worauf sich diese auch zurückzuziehen begannen.
204,13. Die kleinen Hunde waren vielfach auch Hüter der Hühner und der Brut, wozu sie eigens abgerichtet wurden. Das alles war eine Erfindung des Shivinz, der diese Vögel erst zu gar nützlichen Haustieren gemacht und den Ägyptern gezeigt hatte, wie gut ihr Fleisch und wie gar gut ihre gebratenen und gekochten Eier schmecken. So lehrte er die damals schon sehr grosszählig gewordenen Einwohner dieses grossen Landes neue Nährmittel und neue Herden kennen, deren Braten und Eier später gar nur zu gut schmeckten, – ansonst nicht späterhin einmal ein ordentlicher Hühnerkrieg ausgebrochen wäre, dessen sogar der griechische Geschichtsschreiber Herodot mythischer Weise erwähnt.
204,14. Unser Shivinz, der den grossen Hund an den Himmel heftete, verschaffte auch dem kleinen eine Stelle unter den Sternen und gab ihm den Namen Porishion (Prozion). In seiner Nähe befindet sich die alte Kokla (Gluckhenne); später hat dies Sternbild auch den Namen Peleada, auch Peleadza, und unter einer falschen Sage der Griechen von den Griechen den Namen Plejaden erhalten.
204,15. Hier ganz zuoberst an der Perle sehet ihr auch das ganz gut aufgezeichnet und könnet daraus erkennen, was unser Shivinz für ein heller Kopf war. Ihm war es nicht so sehr darum zu tun, um durch die leicht erkennbaren Sternbilder seine Hunde und Gluckhühner seinen Jüngern stets ins Gedächtnis zu rufen, sondern sie nach den Sternen den Gang der Zeit kennen zu lehren.
204,16. Der Shivinz war es auch, der zu Diadaira (Diathira) den ersten Zodiacus (Sa diazc = für die Arbeiter) errichtet hatte, ihn am Firmamente zuerst erfand und den Sternbildern nach den gleichzeitigen Erscheinungen und Landesvorkommnissen den Namen gab, wie wir solches sogleich an der enthüllten fünften Perle sehen werden!
Kapitel 205 – Die Einteilung der Zeit auf der fünften Perle
205,1. (Raphael:) „Gebet nun recht acht; da ist schon die fünfte Perle! Wie man derlei aufgefundene Urzeitreliquien zu benützen hat und eigentlich wie zu enthüllen, habe ich euch nun schon gezeigt, und so will ich die noch übrigen drei bloss durch meine Willensmacht enthüllen, und sehet, – da haben wir schon die fünfte Perle enthüllt vor uns!
205,2. Sehet gleich hier einen Zodiacus von Diathira vor uns auf der Perle schönster und grösster Fläche gezeichnet! Da ist ein kolossaler Tempel; 365 Säulen von der massivsten Art tragen einen ebenso massiven Bogen aus rötlichen Granitquadern, überaus baukunstgerecht und höchst fest konstruiert. Die höchste Bogenspannung ist vom Boden bei 66 Mannslängen hoch erhoben. Der ganze Bogen hat genau 365 Öffnungen, die genau so angebracht sind, dass während der Dauer eines Himmelszeichens, unter dem die Sonne sich befindet, ihr Licht auf den Mittelpunkt einer in der Mitte des Tempels aufrecht stehenden Säule genau um die Mitte des Tages fallen musste. Das Licht durch die anderen fiel zwar auch auf den Altar zu den verschiedenen Tageszeiten, ging aber schon nimmer durch den Mittelpunkt, sondern einen oder mehrere Grade seitwärts.
205,3. Dieser äusserst sinnreich konstruierte Bogen besteht auch noch heutigentags, wenngleich durch den Zahn der Zeit etwas zernagt, und wird noch lange bestehen und den Sternkundigen zur Richtschnur dienen.
205,4. Ihr fraget, zu welchem Nutzen denn so ganz eigentlich der grosse Shivinz diesen Bogen sicher mit der grössten Mühe von der Welt aufgestellt habe? – Vordem bestand keine bestimmte Zeiteinteilung. Das wenige Kürzer- oder Längerwerden des Tages merkte man kaum. Der Mond war noch der sicherste und verlässlichste Zeiteinteiler. Zu Diathira, als der Stadt der aus Zucht gemüssigten Arbeiter, musste man eine bestimmte Zeiteinteilung haben bei Tag- wie zur Nachtzeit, und zu dem Behufe und der genaueren Ordnung halber hatte unser Shivinz denn auch diesen Bogen gemacht, hatte daran aber zehn volle Jahre hindurch mit hunderttausend Arbeitern zu tun gehabt.
205,5. Der Bogen war natürlich sehr breit, und zu je 30 und 31 Rundöffnungen mit dem Symbole eines der zwölf Himmelszeichen bemalt, über welchem gewöhnlich rotem Gemälde die Sterngruppe weiss und ganz getreu aufgetragen war. Ihr sehet hier auf der Perle das Innere des Bogens ganz gut mit feinen Linien, die dann mit einer dunkelroten Farbe eingerieben wurden, gezeichnet, und ihr könnet euch nun wohl vorstellen, welch ein geweckter Geist unser Shivinz war, und welch eine unbegrenzte Achtung die Völker Ägyptens vor ihm hatten! Die Folge davon aber war auch eine derartige, dass er nur zu winken brauchte, und Hunderttausende von Menschen fingen an, sich mit aller Energie zu regen, und ein grossartigstes Werk wurde dem Boden der Erde entzaubert!
205,6. Die Weisesten aus dem Volke machte er zu Lehrern und Priestern und errichtete allenthalben Schulen für alle möglichen Fächer des menschlich nützlichen Tun und Treibens. Die höchste Gottesgelehrtheit aber war nur in Kar nag zu Korak und am Ende zu Ja bu sim bil im geheimen durch viele und harte Proben zu gewinnen.“
205,7. Hier fragte der alte Wirt Markus, den Engel in seiner Erklärung unterbrechend: „Höchst lieblichster Freund, weil du schon einmal in der Enthüllung deiner Perlen begriffen stehest, möchtest du uns denn nicht auch erklären, was es denn mit jener höchst sonderbaren Sphinx für eine Bewandtnis hat, die als Halbweib und als Halbtier den Menschen das berühmte Rätsel stets auf Leben und Tod aufgab: was nämlich das für ein Tier sei, das morgens auf allen vier, mittags auf zwei und abends auf drei Füssen einhergehe? Wer das Rätsel nicht zu lösen vermochte, wurde von der Rätselsphinx getötet; wer es aber lösen würde, von dem werde sich die Sphinx töten lassen! – Ist daran wohl etwas faktisch Wahres oder nicht?“
Kapitel 206 – Das Rätsel der sechsten Perle: Die Darstellung der Pyramiden, Obelisken und der Sphinx
206,1. Sagt Raphael: „Siehe da, diese sechste Perle wird dir deine Frage beantworten! Dahier hast du sie enthüllt; was erschauest du auf den ersten Blick?“
206,2. Sagt Markus: „Da sehe ich abermals das kolossale Ebenbild des Shivinz und etliche Pyramiden; vor der grössten stehen zwei Spitzsäulen, Oubeliske genannt, und seitwärts der grossen Pyramide, in der Wirklichkeit vielleicht ein paar hundert Schritte entfernt, was man aus dem Bilde wohl kaum bestimmen kann, ist ebenfalls wieder eine ziemlich kolossale Statue ersichtlich. Diese hat einen Weibskopf, weibliche Hände und eine weibliche, starke Brust. Wo die Brust aufhört, an der Stelle des Bauches, fängt ein ganz unbestimmbarer Tierleib an. Hinter dieser sonderbaren Statue ist weit gedehnt eine Kreismauer, durch die eine grosse Weidetrift eingeschlossen ist. Das scheint ein Ganzes und Zusammengehörendes auszumachen. – Was besagt das alles?“
206,3. Sagt Raphael: „Das kolossale Brustbild ist eben der Shivinz, das das Volk, um den grossen Wohltäter zu ehren, aus eigenem Antriebe von den besten Meisslern und auch Maurern auf höchst eigene Kosten hat ausführen lassen. Die grosse Pyramide mit den zwei Obelisken war ein ,Mensch, erkenne dich selbst!‘-Schulhaus. Sie hatte im Innern grosse Gemächer und weithin laufende Gänge nach allen Richtungen, in denen allerlei sonderbare Einrichtungen für die Selbsterkenntnis und daraus für die Erkenntnis des allerhöchsten Geistes Gottes sich vorfanden. Die Einrichtungen sahen mitunter gar grausam aus; aber sie verfehlten nur äusserst selten ihren Zweck. Die andern Pyramiden sind zumeist nur Zeichen jener unterirdischen Stellen, allwo sich eine Menge Sarkovage befanden, die übermauert worden sind, wie solches schon ehedem gezeigt wurde.
206,4. In dieser Zeit aber finden sich im weiten und überaus langen Niltale noch eine Menge von Pyramiden und allerlei Tempeln vor, die viel später unter den Pharaonen zu Abrahams, Isaaks und Jakobs Zeiten entstanden sind; von denen ist hier nicht die Rede, sondern allein von jenen nur, die unter Shivinz gebaut wurden.
206,5. Piramidai war der eigentliche Urname und besagte soviel als: ,Gib mir Weisheit!‘, und die beiden Spitzsäulen besagten mit dem Namen Oubeloiska: ,Der Reine sucht das Erhabene, Schöne, Reine‘. ,Belo‘ hiesse eigentlich ,weiss‘; aber weil die ganz weisse Farbe bei den alten Ägyptern als ein Zeichen des Reinen, Erhabenen und Schönen galt, so bezeichnete man damit auch das Erhabene, Reine und Schöne.
206,6. Die gute Wirkung solcher Schulen wurde bald weit und breit ruchbar, und es kamen bald Fremde zum Besuche solcher Schulen, und derer waren so viele, dass sie nicht untergebracht und versorgt werden konnten. Da ersann unser Shivinz in seiner letzten Regierungszeit ein etwas ominöses Mittel, um die Fremden abzuhalten, damit sie nicht zu häufig kämen zum Besuche der von ihm errichteten Schulen. Worin bestand aber eben dieses Mittel?
206,7. Hier auf dieser Perle seht ihr die halb menschliche und halb tierische Statue. Sie war hohl, und inwendig konnte ein Mensch auf einer Wendeltreppe in ihren Kopf gelangen und aus dem Munde der Statue, der nach abwärts trichterförmig ausgehöhlt war, ganz stark und wohl vernehmlich reden, und es hatte der starken Stimme wegen auch den Anschein, als hätte im Ernste die kolossale Statue geredet.
206,8. Wenn nun die Fremden dahin kamen und in die Schule aufgenommen zu werden verlangten, so wurden sie von einem Diener dieser Statue darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich vor die erhabene Statue, die aussen tot, aber inwendig lebendig sei, auf einen bestimmten Platz hinzustellen hätten, und zwar einer nach dem andern. Da bekam ein jeder, der ein Jünger der Pyramiden werden wollte, von dem erhabenen Shivinz eine rätselhafte Frage auf Leben und Tod. Hatte der Befragte das Rätsel gelöst, so wurde er aufgenommen, und es war ihm mit der Aufnahme das Gegenrecht erteilt, auch der Statue eine Gegenfrage zu stellen und im Falle, so die Statue ihm keine befriedigende Antwort zu geben imstande wäre, dieselbe zu zerstören und gewisserart zu ermorden.
206,9. Die Frage aber ward drei Tage vorher den Klienten zum Nachdenken bekanntgegeben; am dritten Tage aber, wo sie dieselbe Frage aus dem Munde der Statue auf Leben und Tod zu bekommen hatten, liess es sicher keiner darauf ankommen, sondern zog sich ganz bescheiden zurück, zahlte die verlangte Vorfragetaxe und reiste in seine oft sehr ferne Heimat.
206,10. In eine spätere Zeit fallend, sagt eine Mythe, dass es einem Griechen gelungen sei, das alte Rätsel zu lösen; allein dies ist mit hunderttausend anderen wohl eine Fabel und entbehrt jeder Wahrheit! Denn das berühmte Rätsel hat Moses gelöst, aber darum die Statue nicht zerstört, indem auch diese Statue, wenn auch etwas zernagt durch den Zahn der Zeit, noch heutigentags zu sehen ist.
206,11. Freilich kann nun die innere Einrichtung nicht mehr aufgefunden werden, weil sie ganz versandet und verschlammt ist; denn der Nil tritt gewöhnlich alle hundert, manchmal auch nach zweihundert Jahren ganz ungewöhnlich stark aus, so dass er in den engeren Talgegenden seine Wogen über dreissig Ellen hoch über den gewöhnlichen Wasserstand hinwegtreibt. Dadurch wird vieles verwüstet und unbrauchbar gemacht, weil da eine Menge Gerölles und Sandes und Schlammes über die früher schönsten Fluren abgelagert wird.
206,12. Es hat nach der Zeit des Shivinz zwei Nilfluten gegeben, deren Wogen hoch über die Spitzen der Pyramiden hinwegtrieben. Eine solche Flut fand auch, von jetzt an gerechnet, vor 870 Jahren statt, durch die der Tempel von Ja bu sim bil nahezu bis zur Hälfte versandet und verschlammt worden ist, und man hat ihn und viele andere Denkmäler seit der Zeit nicht mehr ganz vom Sande und Schlamme zu reinigen vermocht. Und so steht es nun auch mit unserer rätselhaften Statue; sie ist inwendig voll verhärteten Schlammes und Sandes, den wohl niemand mehr ausräumen dürfte! So, mein lieber Markus, verhält es sich in Wahrheit mit der rätselhaften Sphinx! – Bist du nun darüber im klaren?“
206,13. Sagt Markus: „Hat es denn wohl im Verlaufe von etwa tausend Jahren kein Beherzter gewagt, sich auf Kosten seines Lebens von der Sphinx das bekannte Rätsel vorsagen zu lassen? Und so er es getan hätte, was wäre ihm begegnet, wenn er ganz begreiflichermassen das Rätsel nicht gelöst hätte?“
206,14. Sagt Raphael: „Da war auf dem Platze, auf den der Befragte zu stehen kam, eine Versenkung angebracht, mittels welcher er in einen Brunnen schnell hinabzuversenken gewesen wäre; und wäre er einmal unten, da hätten ihn dann etliche Diener ergriffen, ihn durch unterirdische Gänge wegen seines Mutes, wenn er auch das Rätsel unrichtig gelöst hatte, in die Schule gebracht, von der er nicht eher weggekommen wäre, als bis er ein vollendeter Mensch geworden wäre. Aber es ist nie dazu gekommen; und zu den Zeiten, als das Rätsel gelöst wurde, war diese uralte Einrichtung schon derart verschlammt und versandet, dass sie völlig unbrauchbar war, und die ersten Hirtenkönige und ihr Volk sind bis dahin schon lange von einem phönizischen Volke gewisserart besiegt worden, und die Varaonen selbst zu Abrahams Zeiten waren schon Phönizier.
206,15. Nun weisst du auch darüber einen kurzen Bescheid, und wir gehen nun darum zur Enthüllung der siebenten und letzten Perle über!
Kapitel 207 – Die Sternbilder der siebenten Perle. Der Verfall der ägyptischen Kultur. Die Geschichte der sieben Perlen
207,1. (Raphael:) „Sehet, da ist sie schon! Was erschauet ihr darauf? – Ihr erschauet wohl etwas, aber ihr kennet euch dabei nicht aus; es sind auf dieser sehr schönen Perle alle die Sternbilder gezeichnet, und mit einer braunroten Farbe eingerieben, und sie blieben unter der Kruste bis zur heutigen Stunde wohl erhalten.
207,2. Aus dieser Perle lernen wir sonst nicht vieles und gar zu Besonderes; aber das entnehmen wir immerhin daraus, dass unser Shivinz sich am gestirnten Himmel auskannte und er ganz sicher der erste war, der die Sternbilder in ein gewisses System gebracht hat. Und wie er die Sternbilder benamste, so werden sie noch bis auf die heutige Stunde benamst!
207,3. Vor seiner Leitung sah es bei den alten Ägyptern noch so ziemlich mager aus, sowohl mit dem Zeichnen und dem daraus hervorgegangenen Schreiben, als auch mit einer richtigen Erkenntnis seiner selbst, und noch magerer mit der Erkenntnis Gottes. Aber unser Shivinz hat mit vieler, unsäglicher Mühe das alles geordnet und aus dem früheren wilden Nomadenvolke eines der gebildetsten und weisesten Völker der ganzen Erde gemacht, was ihm freilich mit der Zeit viele Neider erzeugte. Denn die Fremden fanden nur zu bald ein zu grosses Wohlgefallen an solch einer grossartigsten Landes- und Volkskultur; alles, was sie ansahen, kam ihnen gar himmlisch wundersam vor, so dass sie sich, einmal dahin gelangt, nicht mehr davon trennen konnten.
207,4. Je mehr dahin zu wallfahrten anfingen, desto mehr siedelten sich auch mit der Zeit da an, und so geschah die erste Unterjochung der Urvölker und ihrer Regenten zumeist auf einem ganz friedlichen Wege.
207,5. Die Nachkommen des Shivinz wurden stets zartere und verweichlichtere Menschen, liessen sich’s gut geschehen, pochten auf den Ruhm ihres Ahnvaters und liessen das Regierungsgeschäft einen guten Mann sein. Die Folge davon war, dass dann bald und leicht die eingewanderten Fremden, die da sehr viel Haare auf den Zähnen hatten, von den Eingeborenen sogar zu Leitern und Führern erwählt und eingesetzt wurden, und das alles ohne Schwert.
207,6. Das war zwar in einer Hinsicht ganz gut und recht, aber die Ureingeborenen haben bei diesem Wechsel dennoch nicht gar zuviel gewonnen. Denn die fremden Hüter (Varion; schlecht Pharaon) bildeten nur zu bald eine bewaffnete Macht und wurden zu wahren Tyrannen und Volksbedrückern. Die Schulen wurden nur wenigen mehr zugänglich, und was da noch gelehrt wurde, war himmelweit verschieden von dem früher Gelehrten, warum und aus welchem Grunde sich dann auch bald aus der vormals reinsten Wahrheit die absurdesten Götzereien, verbunden mit der dicksten Finsternis, herausgebildet haben, hinter denen die Urkultur dieses Landes wohl kaum – selbst für grosse Weise – herauszufinden war.
207,7. Es sind darum diese sieben Perlen von einem so unschätzbar grossen Werte, weil sie noch aus einer Zeit stammen, in der Ägypten in seiner höchsten geistigen Blüte stand, und sie können darum nicht gut genug aufbewahrt werden!“
207,8. Fragt der Mohren einer, bei welcher Gelegenheit diese Perlen denn hernach in den Sand des Nils gekommen seien und sich in des Stromes Sand verloren hätten.
207,9. Sagt Raphael: „Habe ich euch ja doch gezeigt, wie der Nilstrom in gewissen Zeiten zu einer wahren Sündflut anwächst! Ungefähr 567 Jahre nach Shivinz bekam unser Nil eine rätselhafte Höhe; in den Engen ging er über hundertsechzig Ellen über seinen gewöhnlichen Wasserstand. Alle mehr in der Taltiefe liegenden Städte waren von der Flut auf fünf Wochen gänzlich überspült, und bei dieser Gelegenheit wurden die Perlen samt den Häusern, in denen sie aufbewahrt waren, von der Gewalt der Wogen fortgetragen und gleich den Quadern, aus denen die Gebäude erbaut waren, vom Schlamme und Sande bedeckt.
207,10. In den nahe dreitausend Jahren ihres Begrabenseins hat sich denn auch eine solche Kruste herumgebildet, wie ihr sie gefunden habt, und von welcher ich sie nun vor euch anfangs auf eine ganz natürliche und nun später auf die mir mögliche wunderbare Art enthüllt habe.
207,11. Nun wisset ihr auch dies und habt an diesen sieben Perlen sieben Bücher, die euch nun und für alle Zeiten eine ganz tüchtige Belehrung über das Land, welches zum Teil auch ihr bewohnet, geben können und auch immer geben werden. Bewahret sie darum wohl auf; denn da ist eine jede dieser Perlen viel mehr denn ein grosses Königreich wert!
207,12. Vorderhand soll sie der Oubratouvishar, als der offenbar Weiseste aus euch, in die Verwahrung nehmen; und wird er einst diese Erde verlassen, so soll er bestimmen, wer fürderhin würdig sein soll, diesen unermesslichen Schatz in die Verwahrung zu nehmen. Wehe einem Unwürdigen, der sich etwa aus Habsucht seiner bemächtigen wollte!
207,13. Ich, als ein Bote und Willensausrichter Dessen, der dort sitzet, glaube zur Belebung eures Glaubens nun des Wunderbaren zur Genüge getan zu haben; genügete euch das noch nicht, so würde euch ein mehreres und weiteres auch nicht genügen! Glaubet ihr nun, dass jener dort Sitzende Der ist, für den der grosse Shivinz und seine zwei Vorfahren den grossen Felsentempel von Ja bu sim bil errichtet haben?“
207,14. Sagen alle: „Ja, ja, ja, dir, du wundermächtiger Bote des Herrn, sei es hiermit vollends bestätigt aus dem tiefsten Grunde unseres Lebens!“
207,15. Mit dem verliess sie der Engel, und Cyrenius fragte Mich, ob diese eigentlich ganz rein historische Darstellung Ägyptens denn im Bereiche des Evangeliums aus Meinem Munde auch eine Notwendigkeit sei.
207,16. Und Ich sagte zu ihm: „Eine der grössten! Denn es werden nach mehreren Jahrhunderten Forscher aller Art aufstehen und dies Land klein durchsuchen, und sie werden vieles noch vorfinden, von dem nun durch des Raphael Mund die Rede war. Das wird sie sehr verwirren, wie es euch und schon eure nächsten Nachkommen auch sehr verwirren würde; aber diese vollwahre Offenbarung wird euch auch hierin in allem zurechtweisen. In der späteren Zeit aber werde Ich schon wieder Männer erwecken, die den Menschen, den Suchenden und Forschenden, diese alten Rätsel abermals enthüllen werden.”